Escher-Wyss – die Geschichte
Die Geschichte von „Escher-Wyss“ begann 1805 am Neumühlequai (Stampfenbach) in Zürich. Dort gründete am 10. März 1805 Hans Caspar Escher, Architekt und Ingenieur (1775 – 1859), zusammen mit dem Bankier und juristischen Berater Salomon von Wyss (1769 – 1827) die Baumwollspinnerei „Escher-Wyss & Co.“ Schon bald begann die Firma Ersatzteile für den Eigengebrauch der Webmaschinen zu produzieren, nicht zuletzt deshalb, weil Napoleon den Kontinent für englische Importe zu sperren begann. Die Produktion von Ersatzteilen weitete sich aus auf die Fertigung von damals komplexen Textilmaschinen. Diese wurden auch anderen Unternehmen zum Kauf angeboten. Der Maschinenbau erwies sich gewinnbringender als die Spinnerei. Am selben Standort, am Neumühlequai, produzierten „Escher-Wyss“ Wasserräder, Dampflokomotiven und ab 1835 auch Dampfschiffe. Die ersten Wasserturbinen, mit denen die Firma einen Siegeszug rund um die Welt antreten sollte, wurden ab 1844 ausgeliefert.
Die Platzverhältnisse am Neumühlequai im Zentrum der Stadt begannen eng zu werden. 1889 verlegte der erfolgreiche technische Direktor und Ingenieur Heinrich Zoelly den Fabrikationssitz vom Stampfenbach ins Hard – in den heutigen Kreis 5. Die folgenden Jahrzehnte wurden zur Blütezeit für das Unternehmen und es erweiterte fortan seine Produktepalette. Bis 1940 haben mehr als 500 Schiffe die heute sanierte und umgenutzte „Schiffbauhalle“ verlassen. Eines dieser Erzeugnisse, die „Stadt Zürich“ (Baujahr 1909) ist frisch renoviert und verkehrt auf dem Zürichsee als schwimmendes Industriedenkmal.
In den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts begann es bei der Escher-Wyss zu kriseln. Das international tätige Unternehmen beschäftigte damals rund 1'900 Mitarbeitende auf dem Industrieareal „Hard“. Der Börsencrash und die Weltwirtschaftskrise, die 1929 voll einsetzte, traf das Unternehmen schwer, gingen doch 80 Prozent der Produkte in den Export. Am 1. Dezember 1931 musste sich das Unternehmen insolvent erklären. Verschiedene Banken bildeten eine Auffanggesellschaft und versuchten die Firma zu retten. Als Mitte der 30er-Jahre die Banken die Escher-Wyss AG, einer der wichtigsten Arbeitgeber auf dem Platz Zürich, aufgeben wollten, schritt die erste „rote Regierung“ Zürichs ein. Dank Hilfsaktionen von Stadt und Kanton Zürich und des Eingreifens des Industriellen Jacob Schmidheiny (1937) war der Fortbestand des Traditionshauses Escher-Wyss bis auf Weiteres gesichert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Europa weitgehend zerstört – konkurrenzierende Firmen gab es im Maschinenbau nur sehr wenige. Die Auftragsbücher waren voll. Das Stammhaus beschäftigte 1963, zur Zeit der grossen Blüte, 2'300 Personen. Aber die durch den Krieg geschwächte ausländische Konkurrenz erholte sich und die Escher-Wyss AG war dem Wettbewerb auf dem Weltmarkt zusehends nicht mehr gewachsen. Es gelang ihr nicht, an die lukrativen Aufträge heran zu kommen. Es folgten Kooperationen mit Brown Boveri und mit der Maschinenfabrik Oerlikon. 1966 übernahm die Winterthurer Sulzer AG die Mehrheit der Escher-Wyss-Aktien und gliederte das Zürcher Traditionsunternehmen 1969 zu hundert Prozent in seine Konzernstruktur ein. Der Winterthurer Konzern geriet nach Managementfehlern in die grosse Krise und musste sich neu ausrichten. Die Schwerindustrie spielte nur noch eine Nebenrolle und man verabschiedete sich nach und nach von ihr. 1999 verkaufte Sulzer das Wasserkraftgeschäft an die österreichische VA Tech und 2001 das Turbokompressorengeschäft an die deutsche MAN. Die beiden Firmen produzieren in der Schweiz auch heute noch gewinnbringend und beschäftigen zusammen rund 700 Mitarbeitende. Seit 1990 wird die ehemalige Industriezone neu geplant, umgenutzt und neu bebaut.